Die Reise nach Moskau fand nicht statt
Jürgen Habermas im Streit mit Wilhelm Raimund Beyer
Habermas’ gescheiterter Versuch, zum X. Internationalen Hegel-Kongreß 1974 nach Moskau zu reisen
Am 18. Juni 2019 wurde Habermas‘ 90. Geburtstag gefeiert, und die Frankfurter Allgemeine ließ Herausgeber Jürgen Kaube das Kunststück vorführen, zu gratulieren und dabei — dezent fragend — große Distanz zum Werk des Geehrten anzudeuten.
Man las nette Charakterisierungen in den Feuilletons: „ein Denkraumöffner und Stichwortgeber“ (Jörg Später in der taz in Anspielung auf Band 1000 der edition suhrkamp), für heutige Linke mit dem „intellektuellen Sexappeal eines Schuhkartons“ (Leander F. Badura im Freitag), „Weltgeist“ (Heribert Prantl in Süddeutsche Zeitung), er sei die „spezifische Form der Ungewöhnlichkeit“ „zum ästhetischen Phänomen zugespitzt“ (Karl-Heinz Bohrer in der Zeit), „intellektueller Influencer“ (Andreas Rosenfelder in der Welt), „früh“ habe er „gesellschaftliche Tendenzen präzise beschrieben“ (Rahel Jaeggi in der Zeit); sehens-, hörens- und lesenswert sind aber auch die Seitenhiebe, die in etlichen Vorträgen der einstige Nachbar aus der Basaltstraße in Frankfurt-Bockenheim und spätere Direktor des Max-Planck-Instituts für Gesellschaftsforschung in Köln Wolfgang Streeck Richtung schon länger gegen den einstigen Direktor am Max-Planck-Institut zur Erforschung der Lebensbedingungen der wissenschaftlich-technischen Welt am Starnberger See austeilt (zuletzt hier).
„Habermas, der bei weitem erfolgreichste deutsche Denker nach 1945“, so charakterisierte ihn Günter Maschke (Der Tod des Carl Schmitt, Wien 1987), der schon früh dessen „Vision einer Gesellschaft autonomer Subjekte, die statt Politik Diskurse betreiben“ kritisiert (Jenseits der Kritischen Theorie?, F.A.Z. vom 19. Juli 1974), aber auch von „seinen oft beeindruckenden Analysen“ geschwärmt hatte (daß dies keine „höfliche, aber heuchlerische Floskel“ sei, belegt Maschke in Der Tod des Carl Schmitt mit Hinweis auf „den großartigen Aufsatz ‚Moderne und postmoderne Architektur‘“).
…à propos „Carl Schmitt“! Henning Ritter erinnerte (in F.A.Z. vom 12. Januar 1994) an eine merkwürdige Kommunikationspraxis des Kommunikationstheoretiker, nämlich an „eine Rezension, die Habermas 1960 über zwei von Schmitt beeinflußte Bücher von Hanno Kesting und Reinhard Koselleck veröffentlichte: ‚Immerhin sind wir dankbar‘, schrieb er damals, ‚von so gescheiten Autoren zu erfahren, wie Carl Schmitt, ein so denkender Spezialist, die Lage heute beurteilt.‘ Der Satz verschwand aus späteren Abdrucken der Rezension.“
Wer gesehen hat, wie einst in Frankfurt-Bockenheim im Hinterzimmer der Gaststätte Dionysos mit Habermas, Cohn-Bendit und Joschka Fischer das Projekt Rot-Grün vorbereitet wurde, widerspricht kaum der Etikettierung von Habermas als Philosoph des neuen bundesrepublikanischen Juste Milieu.
Jetzt nur die Erinnerung an eine Episode aus dem Leben dieses großen bundesdeutschen Intellektuellen. Bundesdeutsch: denn noch vor wenigen Jahren erklärte er einem Freund aus Thüringen, der ihn in Starnberg besuchte, er trete bewußt nicht an Universitäten in dem Gebiet auf, wo einst DDR war. Sein Besuch zum Seminartag am 5. Juni 2018 in der Doktorandenschule des Jena Center Geschichte des 20. Jahrhunderts kann nicht als öffentlicher Auftritt gewertet werden. Aber ins kommunistisch regierte Moskau zu Leonid-Breschnjew-Zeiten, dorthin wollte Jürgen Habermas — und er durfte es nicht.
„Was die Selbstbestimmung des deutschen Volkes bedeutet, was sie will, das haben die Demokraten von 1848, das haben die Vorkämpfer des deutschen Proletariats, Marx, Engels und Lassalle, Bebel und Liebknecht verkündet und verfochten: Es ist die einige großdeutsche Republik.“ Rosa Luxemburg schrieb dies im VII. Abschnitt von „Die Krise der Sozialdemokratie“, der sogenannten Junius-Broschüre (Zürich 1916). — Anfang der siebziger Jahre lernte ich den kommunistischen Professor Wilhelm Raimund Beyer kennen, für mich Großdeutschland in Person: der 1902 in Nürnberg Geborene hatte eine “Titularprofessur” in der DDR, bei den Juristen der Humboldt-Universität in Ost-Berlin, war korrespondierendes Mitglied der DDR-Akademie der Wissenschaften, arbeitete als Justitiar für die von dem national-revolutionären Antifaschisten, von der CSU wegen Annahme eines Ostberliner Ehrendoktors in den Tod gehetzten Josef Drexel herausgegebene Regionalzeitung Nürnberger Nachrichten und wohnte in einer Villa in Salzburg in der Richard-Strele-Straße. Er war nach Befreiung aus erneuter Haft nach dem 20. Juli 1944 der KPD begetreten und gehörte bis zum Parteiaustritt 1981 — ohne Parteiämter gehabt zu haben — der DKP an. Er publizierte ‚gesamtdeutsch‘, in BRD, DDR und Österreich, und er legte Wert darauf, „dass ich genau so oft und genau so viel wie im Osten auch im Westen publizierte“ (Brief vom 23. Juli 1983).
Der Jurist war eine zentrale Figur der deutschen Hegel-Beschäftigung nach 1945. Als Podium zur Begegnung von Ost und West hatte er die Internationale Hegel-Gesellschaft (IHG) gegründet. Deren Kongresse dienten auch der Begegnung in der Emigration zerstrittener Linker im Nachkriegsdeutschland. In der zweiten Auflage seiner im Europa-Verlag (Wien/München/Zürich) 1972 erschienen Bibliografie erzählt Beyer höchst amüsant eine Episode aus der Geschichte der IHG über „Adornos ‚Versöhnung‘ mit Ernst Bloch“, die er — Beyer — in den fünfziger Jahren auf dem Frankfurter Kongress der IHG arrangiert hatte; nach Vorabsprachen mit Adorno und Horkheimer.
Aus der Frankfurter Schule muß auch Habermas Beyer schon länger bekannt gewesen sein. Jedenfalls schilderte Letzterer eine Begegnung von Anfang der sechziger Jahre auf dem Kongreß der Internationalen Vereinigung für Rechts- und Sozialphilosophie am 8. Oktober 1962 in München.
Als 1967 im Europa Verlag die Beyer-Bibliografie in erster Auflag erschien, waren dieser in Faksimile die Unterschriften zahlreicher Gratulanten zum 65. Geburtstag Beyers vorangestellt. Prominente Namen der Frankfurter Schule aus Deutschland fehlten in der Unterschriftenliste, in der von beispielsweise Günther Anders über Karl Otto Apel, Shlomo Avineri, Béla Bartók jun., Max Bense, Frank Benseler, Ernst Bloch, Rüdiger Bubner, Felix Ermacora, Roger Garaudy, Eduard Goldstücker, Gotthard Günther, Gerd-Klaus Kaltenbrunner, Hans Kelsen, Alexander Kojève, Karl Löwith, Werner Maihofer, Herbert Marcuse, Ernst Niekisch, Manfred Riedel, Joachim Ritter, Ulrich Sonnemann, Adam Schaff, Fabian von Schlabrendorff bis Ernst Topitsch viele aus der geistigen Situation der Zeit vertreten waren.
In einem Buch, das manche als das Hauptwerk des Marxisten Beyers ansehen, äußerte dieser Ende der sechziger, Anfang der siebziger Jahre abfällig über Habermas, „daß es sich für den Marxismus kaum lohnt, mit den ‚Marxianern‘ der Frankfurter Schule (Horkheimer, Habermas, Wellmer usw.) eine wissenschaftliche Auseinandersetzung zu pflegen.“ (Hegel-Bilder — Kritik der Hegel-Deutungen, 3., überarb. und erg. Auflage, Ost-Berlin 1970.)
1971 erschien Beyers Taschenbuch Die Sünden der Frankfurter Schule. Ein Beitrag zur Kritik der ‚kritischen Theorie‘. Man muss dort die Fußnoten lesen, um Beyers Habermas-Aversionen zu entdecken: „Jürgen Habermas gibt im Rahmen des von der ‚Frankfurter Schule‘ überheblich als ‚Positivismusstreit‘ gekennzeichneten Geschehens zwar selbst zu: ‚die bisher geübte Strategie wechselseitigen Achselzucken ist nicht gerade ergiebig‘ […] Er bringt es aber fertig, sein eigenes Verhalten außerhalb der Kritik zu belassen. Denn gerade er antwortet gern mit ‚Achselzucken‘. Und er handhabt das, was er anderen zum Vorwurf macht, nur ‚Antworten auf selbst formulierte Fragen zu geben‘ […] selbst meisterhaft.“ Und einige Seiten weiter: „Meine Einwendungen des Fehlzitats des Briefes Jeffersons an Henry Lee von 1825 und meinen Hinweis, daß Habermas es abgelehnt hatte, sich an einer Rousseau-Gedenkfeier in Genf zu beteiligen, weil Philosophen aus den sozialistischen Staaten, insbesondere der DDR, mit teilnahmen, überging Habermas ebenso mit Schweigen wie meine Ausführungen zu dem Thema einer theoretischen Ideen-Konkurrenz und deren praktischen Folgen.”
Wichtig zum Verständnis der Episode Moskauer Hegel-Kongreß ist auch ein Buch von Wilhelm Raimund Beyer, das rund ein Jahrzehnt später erschienen ist, und in dem er auf ein Verhalten von Habermas 1968 zurückkommt: „Wie wäre es neuerdings mit Jürgen Habermas? Immer wieder wird vielfach darauf hingewiesen, daß es untunlich sei, ‚eine ungebrochene Kontinuität oder gar Identität‘ bei Habermas für sein Auftreten seit 1957 bis zur Gegenwart anzunehmen. […] Bedenken wir, daß aus seinem ‚Umfunktionieren‘ — wie es noch auf der Gallushausdiskussion von den Teilnehmern mit oppositionellem Schwung und fast revolutionärem Gehabe […] akzeptiert worden war — längst ein spießbürgerliches ‚Umformulieren‘ oder gar ein ‚Neuformulieren‘ wurde.“ Dazu schreibt Beyer in Fußnote 308: „ Siehe ‚ad lectores 8‘, Haus-Schrift des Luchterhand-Verlages Neuwied, 1969 (das Bild nach S. 18 ist zu beachten, 1. und 3. Seite). — So, genau so trat Heidegger 1929 in Davos auf: Ganz bescheiden rückwärts im Saal erst nach offiziellem Beginn eintretend, mit einem Gefolgschaftsanhang, sich bei der Wortmeldung erst langsam nach vorne spielend — nur Heideggern war dies nie so recht gelungen, er war immer pünktlich zur Stelle–, aber es kam sofort der Beifall auf, so, daß der Redner das Heft in der Hand hatte.“ (Der „alte Politikus“ Hegel, Frankfurt am Main 1980.) — Nebenbei: der Kundige entdeckt auf dem ersten Foto, auf das der Autor so eindringlich verweist, Beyer selbst im Publikum, aufmerksam nach vorne geneigt zuhörend!
Im Jahre 1974 erschien dann Beyers Anti-Habermas: „Vom Sinn oder Unsinn einer ‚Neuformulierung‘ des Historischen Materialismus. Zu den Versuchen einer philosophischen ‚Stabilisierung‘ von Herrschaft im sogenannten Spätkapitalismus“. Darin zitiert Beyer zustimmend die Rezension des 1973 erschienenen Buchs von Habermas über Legitimationsprobleme im Spätkapitalismus durch Michael Theunissen in der F.A.Z.: „Damit wird in vornehm zurückhaltende Diktion die ständige Akkomodation Habermas’ an Zeitströmungen in der BRD aufgedeckt.“ Ebenfalls in der F.A.Z. wird später der „Frankfurter“ Karl Otto Hondrich, der bevorstehenden deutschen Einigung eingedenk, ätzend anmerken: „Die (Anfang der siebziger Jahre) meisterlich abgeleiteten ‚Legitimationsprobleme im Spätkapitalismus‘, die empirischen Forschern allerdings immer verborgen geblieben waren, haben sich buchstäblich selbst erledigt — und dies kontinuierlich, lange vor dem Zusammenbruch der DDR.“ (Der deutsche Weg, F.A.Z. vom 23. Juni 1990.)
Der von Beyer also schon länger attackierte Habermas zeigte 1974 gleichwohl Ambitionen, zum Moskauer Kongress der IHG zu reisen. Fürchtete Beyer einen Auftritt von Habermas wie sechs Jahre zuvor in Frankfurt am Main im Haus Gallus nun im im Zentrum der kommunistischen Weltbewegung? Jedenfalls kam es zu einer bizarren Korrespondenz zwischen Beyer und Habermas, die letzterer im Zeit-Feuilleton (Nr. 38 vom 13. September 1974, S. 22) veröffentlichte:
6. 4. 1974
Sehr geehrter Herr Doktor Habermas!
Wie mir Ihre Sekretärin unter dem 1. 2. mitteilt, scheint wegen Ihres Wunsches, am X. Internationalen Hegel-Kongreß in Moskau teilzunehmen, „ein Mißverständnis entstanden zu sein“. Sie haben mich auf alle Fälle zweimal wegen dieses Wunsches durch Ihre Sekretärin anschreiben lassen und diesen Modus selbst dann beibehalten, als ich den ersten Brief persönlich an Sie beantwortete. Nun ist bekanntlich die Internationale Hegel-Gesellschaft eine philosophische Gesellschaft. Bei solchen Organisationen ist es üblich, daß Wünsche unter den Philosophen selbst vor- und ausgetragen werden. Anscheinend verwechseln Sie uns mit der „Internationalen Vereinigung zur Förderung des Studiums der Hegelschen Philosophie“, bei der es — laut schriftlicher Erklärung des Präsidenten derselben, des Herrn Kollegen Henrich — üblich ist, daß eine von der erzkapitalistischen Thyssen-Stiftung bezahlte Sekretärin die schriftlichen Arbeiten erledigt.
Zur Sache aber, wenn es sich tatsächlich um eine Teilnahme am X. Internationalen Hegel-Kongreß handeln sollte, wäre zu sagen: die nunmehr als rein passiver Teilnehmer (Zuhörer) in Aussicht gestellte Teilnahme wirft gleicherweise — bei dem Ansehen, das Sie in wissenschaftlichen Kreisen der BRD genießen, und bei der Vorliebe der bundesdeutschen Medien, sich mit Ihrer Person zu beschäftigen — gewichtige Fragen auf, die eben vorher geklärt werden müssen — und doch wohl von Ihnen persönlich. Falls Sie dies ablehnen, wird Ihre Teilnahme nicht möglich sein. Bedenken Sie bitte:
1. Sie hatten sich einst zu unserem Prager Hegel-Kongreß fest angemeldet gehabt. Beim Genfer Kongreß war Ihre Teilnahme nur im ersten Vorprogramm von Ihnen angekündigt, dann storniert worden. In Prag aber erschienen Sie im Programm. Wir hatten das alles vorher in Frankfurt am Main eingehend besprochen. Dann aber kamen Sie ohne Absage einfach nicht. Ich wurde von Reportern bestürmt, wann Sie kommen, warum Sie nicht kommen und so weiter. Ich wußte keine Antwort. Ich schätze es nicht, uninformiert dazustehen. Erst am allerletzten Tage sagte mir ein tschechischer und wahrlich für die Internationale Hegel-Gesellschaft nicht verantwortlicher Kollege, daß Sie ihm eine Postkarte geschrieben hätten, Sie würden nicht kommen.
Es dürfte verständlich sein, daß die Internationale Hegel-Gesellschaft aus diesem Vorgang „lernt“. Sie selbst sprechen ja dauernd von „Lernprozessen“. Hier geht es um ein Lernergebnis.
2. Auch wenn Sie weder Referat noch Diskussionsbeiträge (was ich kaum für möglich halte, da das „Publikum“ und die Herren Journalisten Sie einfach befragen werden, so daß es wie damals bei der Gallushaus-Diskussion in Frankfurt gehen wird, allwo Sie auch nicht als Redner angekündigt waren!) halten wollen, Ihre Anwesenheit als solche wird beachtet werden. Möglicherweise werden Sie nach Kongreßbeendigung dann von Rund- oder Sehfunk als „Kongreßkritiker“ befragt werden. Sie werden nicht schweigen können, selbst wenn Sie es wollen. Mit Rücksicht auf die ungemein wichtigen Arbeiten unserer alten Mitglieder und im Hinblick auf gewisse Machenschaften der Gadamer-Henrich-Gruppe muß solche Möglichkeit überlegt und bedacht werden. Dies hätte vorher im „herrschaftsfreien Dialog“, den Sie anscheinend ablehnen, geregelt werden müssen.
3. Mein Freund und Kollege Toder J. Oiserman bestätigte mir persönlich in Berlin beim Kant-Symposium, daß er Sie auf den Moskauer Hegel-Kongreß zu einer Zeit aufmerksam machte, da er nicht wissen konnte, daß Sie den mit eigenartigen Implikationen behafteten sogenannten „Hegel-Preis“ angenommen haben oder annehmen werden. Dadurch würde nun Ihr Auftreten bei der Internationalen Hegel-Gesellschaft, der ältesten und weitaus größten philosophischen Gesellschaft, die sich dem Thema „Hegel“ widmet, einen Beigeschmack erhalten, der von Dritten weidlich ausgenützt werden könnte.
Auch sagte mir Kollege Oiserman, daß er nur Ihre „älteren“ Werke kennt. Verständlich. Es dauert in der Regel zwar nicht so lange Zeit, bis ein bundesdeutsches Buch nach den UdSSR kommt als umgekehrt ein sowjetisches Buch in die BRD, aber — ihm war damals nur Ihr Buch „Erkenntnis und Interesse“ geläufig. Und gerade aus den Gedankengängen dieses Werkes heraus wird es fast unverständlich, daß Sie diesen einwandfrei von den Herren Heimsoeth, Gadamer und Henrich zum Zwecke der Stärkung deren Position im Philosophie-Betrieb (das sagte Adorno!) der BRD gezeugten „Hegel-Preis“ angenommen haben. Wissen Sie nicht, daß Hegel nun mal Stuttgart so gar nicht liebte. Und was hat die Hegelsche Philosophie mit Stuttgart zu tun? Das ist doch alles nur arrogante Anmaßung, Mache, Propaganda heutiger „Großhansen“ (Luther).
Das alles wäre zu besprechen gewesen. Vielleicht wäre eine Möglichkeit Ihrer Teilnahme gefunden worden, um Fehldeutungen a priori vorzubeugen.
Nur zum Schluß möchte ich noch auf folgendes hinweisen: das Interesse am Kongreß ist (aus allen fünf Erdteilen) so groß, daß es tatsächlich Unterbringungsschwierigkeiten geben wird. Wir müssen — und das wird jeder ernsthafte Philosoph billigen — bei der Unterbringung der Teilnehmer zuerst an unsere Mitglieder denken. Dann kommen die aktiven Referenten und unser langjähriger Freundeskreis zum Zuge. Für reine Zuhörer gibt es daher auch dieses Problem der Quartierbeschaffung. Vielleicht wäre aber auch dieses — ich betone es — zu überwinden, wenn eben vorher der unter Philosophen übliche „herrschaftsfreie Dialog“ die Bedenken hätte ausräumen können.
Mit kollegialen Grüßen
W. R. Beyer, I. Vorstand, der Internationalen Hegel-Gesellschaft e. V.
8. 4. 1974
Sehr geehrter Herr Beyer,
ich bin gern bereit, die Anmeldung für den X. Internationalen Hegel-Kongreß in Moskau, die meine Sekretärin in Briefen vom 22. 1. und 1. 2. 1974 in meinem Auftrag vorgenommen hatte, in einem persönlichen Brief an Sie zu wiederholen. Es geht dabei lediglich um eine Formalität: ich habe die Absicht (mit meiner Frau) nach Moskau zu reisen, um an der dortigen Tagung teilzunehmen, das heißt Vorträge zu hören und, wenn’s sich ergibt, anschließend mit zu diskutieren. Einen Vortrag möchte ich nicht halten, weil ich für dessen Ausarbeitung mehr Zeit brauchen würde, als ich bis dahin noch zur Verfügung habe.
Sie dürfen diese Anmeldung als verbindlich betrachten. Im übrigen sehe ich nicht, warum ich von meiner Gewohnheit, keine Interviews zu geben, abweichen sollte. Schließlich vermag ich keinen Zusammenhang zwischen dem Hegel-Preis (über dessen Einschätzung ich mich mit Ihnen nicht auseinandersetzen möchte) und meiner Kongreßteilnahme zu erkennen.
Ein persönliches Zusammentreffen ist mir schon aus terminlichen Gründen nicht möglich, da ich demnächst nach Kalifornien fahre und erst kurz vor der Sommerpause wieder zurück sein werde. Falls noch weitere Fragen auftauchen, können wir sie gewiß auf schriftlichem Wege behandeln. Da Sie Schwierigkeiten bei der Quartierbeschaffung andeuten, erlaube ich mir, einen Durchschlag meines Briefes an Herrn Oiserman zu schicken.
Mit der Bitte um Bestätigung meiner Anmeldung und besten Empfehlungen,
Ihr
Jürgen Habermas
14. Mai 1974
Sehr geehrter Herr Habermas!
Auf Ihren Brief vom 8. 4. 1974 hin haben wir ein zweitesmal in großem Kreis, an dem jedesmal Kollege Oiserman teilnahm, in „herrschaftsfreier Diskussion“ Ihr Anliegen, unbedingt am X. Internationalen Hegel-Kongreß in Moskau teilzunehmen, erörtert. Ich bedauere Ihnen mitteilen zu müssen, daß wir — einstimmig — an unserer ablehnenden Haltung festhalten müssen.
Es gilt zu bedenken: die Internationale Hegel-Gesellschaft ist ein Verein. An Vereinsveranstaltungen nehmen normalerweise nur Vereinsmitglieder teil. Wenn wir darüber hinaus hie und da auch Gäste zugelassen haben, so setzte dies jedesmal eine persönliche Einladung voraus. Eine solche ist in Ihrem Falle nicht ergangen.
Als allgemein bekannt darf gelten: nach dem Zweiten Weltkrieg brachte einzig und allein zunächst ich und dann das kleine Hegelianum in Nürnberg und dann die Hegel-Gesellschaft das Thema „Hegel“ in das moderne philosophische Gespräch ein. Wir stellen „Hegel“ als Podium für eine zeitgerechte Auseinandersetzung zwischen Materialismus und Idealismus bereit. Wir sind unter großen Kämpfen gewachsen. Es war Ihnen Jahrzehnte lang möglich, sich an diesen Arbeiten zu beteiligen. Wir hatten sogar Sie mehrfach dazu aufgefordert. Sie hatten abgelehnt. Es wäre Ihnen jederzeit der Weg des Vereinsbeitritts offen gestanden. Heute, da die Internationale Hegel-Gesellschaft in weltweitem Maßstab als das Zentrum aller Hegel-Deutungen sich durchgesetzt hat, werfen daher Teilnahmewünsche ohne Vereinsbeitritt einige Fragen auf. Sie lehnten es ab, diese zu besprechen. Wir würden unser Gesicht verlieren, wenn wir trotzdem Sie nun zu einem großen, weltweit beachteten Kongreß unserer Gesellschaft einladen würden. Zudem: Sie haben ja gar nie darum gebeten und glauben, einfach „so“ kommen zu können.
Zu diesen „äußeren Verhältnissen“ (so: Hegel) kommt ein tiefer greifender Gesichtspunkt hinzu: die Annahme einer sich „Hegel-Preis“ nennenden Dotation durch Sie. Anscheinend ist Ihnen nicht bekannt, was wir über das Zustandekommen dieses „Preises“ wissen, seine Vorgeschichte, die Vergabemethoden mit den zweimaligen Erstkandidaten und den späteren Preisträgern. Ich verweise auch auf eine Notiz im „Hegel-Jahrbuch“ 1970.
Meine Erwartung, Ihnen könnte auf dem Moskauer Hegel-Kongreß in dieser Eigenschaft eines „Hegel-Preisträgers“ eine Kritiker- oder gar Schiedsrichterrolle angetragen werden, selbst wenn Sie dies gar nicht wollen, trat ein. Am 1. 2. 1974 erklärten Sie brieflich, daß Sie auf dem Kongreß „keine aktive Rolle übernehmen wollten“. Am 8. 4. 1974 schreiben Sie nun, daß Sie „wenn’s sich ergibt, mitdiskutieren wollen“. Dieser Widerspruch dürfte kaum Hegelsche Qualität aufweisen. Die Dialektik der Dinge wird Sie zwingen, nicht nur gelegentlich, sondern vielfach in die Diskussion einzugreifen. Dritte, zum mindesten anwesende Journalisten, werden Sie drängen, das Wort zu ergreifen. Man wird auf den „Hegel-Preisträger“ und seine (kritische!) Meinung warten. Als Philosophen haben wir für solche Preis-Auszeichnungen nichts übrig.
Hegels Philosophie hat bekanntlich vielen und verschiedenen Interpretationen Raum gelassen. Es kann nicht eine (bestimmte) Organisation sich anmaßen, den Namen „Hegel“ für eine zielgerichtete Preisverleihung im Schaugeschäft zu okkupieren. Die große, alte und hoch angesehene Internationale Hegel-Gesellschaft wurde bei der Schaffung des Preises und den Verleihungen nie befragt. Es ist also Anmaßung, was hier geschieht. Sie haben dabei mitgewirkt. Im Gegensatz zu Ihrer früheren wissenschaftlich vertretenen Meinung haben Sie sich auf die Seite einer von zwei ehemaligen nazistischen Universitätsprofessoren gegründeten Institution gestellt, ohne zu prüfen, ob nicht die fortschrittlichen Kräfte hier bewußt ausgeschlossen sind.
Ich bedaure, Ihnen keinen besseren Bescheid daher geben zu können.
Mit besten Empfehlungen
Ihr
W. R. Beyer
Sehr geehrter Herr Beyer,
ich bin wirklich erstaunt: einmal über die Bedeutung, die Sie meiner Teilnahme beimessen, zum anderen über die Vorwände für Ihre Ablehnung.
Ich habe seinerzeit an dem 57. oder 58. von der Hegel-Gesellschaft veranstalteten Kongreß in Frankfurt teilgenommen; für spätere Tagungen hatte ich mich angemeldet, war dann aber an einer Teilnahme verhindert (aus schlechterdings trivialen Gründen, an die ich mich nicht mehr erinnere). Niemals war die Rede davon, daß nur Mitglieder teilnahmeberechtigt sind. Falls das so ist, zögere ich nicht, mich nunmehr als Mitglied anzumelden und meinen Beitrag zu entrichten.
Befürchtungen, die Sie im Hinblick auf meine potentielle Rolle hegen, finde ich, mit Verlaub, lächerlich und, wenn sie wirklich ernsthaft sein sollten, eines Wissenschaftlers unwürdig. Ich wiederhole meinen Wunsch, an dem Moskauer Kongreß teilzunehmen. Da ich Ihr Angebot, einen Vortrag zu halten, aus zeitlichen Gründen ablehnen mußte, glaubte ich, versichern zu sollen, daß ich an der einen oder anderen Diskussion, soweit ich von der Sache etwas verstehe, durchaus teilzunehmen willens bin. Ich sehe darin keine Widersprüche.
Was schließlich den Hegel-Preis anbetrifft, so kann ich darüber mit Ihnen nicht diskutieren, da ich Ihre Andeutungen nicht verstehe. Ich habe in der ersten Jury gesessen und habe nichts Ungewöhnliches bemerken können. Das Hegel-Jahrbuch, auf das Sie mich verweisen, kann ich hier nicht auftreiben. Sie können sicher sein, daß ich mich zur Politik der Hegel-Gesellschaften nicht äußern werde, weil ich mich dazu nicht äußern kann: ich weiß davon nichts.
Im übrigen erwähnen Sie wiederum meine Weigerung, mich mit Ihnen zum Zwecke irgendwelcher Vorabsprachen zu treffen: lieber Herr Beyer, in welchem Lande leben wir eigentlich? Ich habe eine ganz schlicht motivierte Abneigung, mit einem Kollegen mehr Umgang als eben nötig zu haben, wenn dieser Kollege mich ansonsten nur unter Klassenkampfkategorien wahrzunehmen vermag.
Kurzum: ich möchte meine Bitte, an dem Moskauer Hegel-Kongreß teilzunehmen, aufrechterhalten. Sofern als Bedingung ein Vereinsbeitritt zwingend vorgeschrieben und auch bei allen anderen Teilnehmern eingehalten wird, möchte ich diese Bedingung erfüllen.
Mit besten Empfehlungen
Jürgen Habermas
10. 6. 1974
Sehr geehrter Herr Kollege!
Nach der höflichen, aber deutlichen Ablehnung Ihres „Wunsches“, am X. Internationalen Hegel-Kongreß in Moskau teilnehmen zu dürfen, hatte ich eigentlich keine Nachricht von Ihnen mehr erwartet. Die Hartnäckigkeit, mit der Sie Ihr Anliegen verfechten, fällt auf und läßt andere Gründe vermuten.
Es könnte jeder Satz Ihres erneuten Schreibens widerlegt werden. Auch belegen alle Kommentare zu § 38 BGB, daß keine „Aufnahmepflicht“ für einen Verein besteht. Zu Ihren Gedanken über den Klassenkampf und dessen Ausdruck in der Philosophie werde ich bei Gelegenheit Stellung nehmen, falls sich philosophische Erörterungen diesem Thema aktuell zuwenden.
Erneut muß ich bestätigen, daß zur Sache selbst Ihnen keine bessere Auskunft gegeben werden kann. Die Internationale Hegel-Gesellschaft will in ihren Reihen keinen „Hegel-Preisträger“; sie bleibt eine philosophische Gesellschaft.
Mit besten Empfehlungen
Ihr
W. R. Beyer
Mit diesem Schreiben endete die Veröffentlichung in der Wochenzeitung, auf die dann verschiedene andere Medien reagierten (“Wir als Philosophen”, F.A.Z. vom 13. September 1974). Habermas‘ Darstellung der Kontroverse war Beyer offenbar ein Dorn im Auge, so daß er die Gelegenheit nutzte, in der Zeitschrift für philosophische Forschung (Juli-September 1975, Bd. 29/Heft 3, S. 462) eine „Gegendarstellung“ unterzubringen:
Die Behauptung auf S. 123, Heft 1/1975 der „Zeitschrift für philosophische Forschung”, daß ich „Habermas die Teilnahme“ am X. Internationalen Hegel-Kongreß in Moskau „verweigert hätte“, ist unzutreffend. Wahr ist hingegen, daß Jürgen Habermas mit Brief vom 26. 1. 1974 zu einem Referat (mit Diskussion) eingeladen worden war. Dieser Brief, den Jürgen Habermas in die entgegen den Bestimmungen des Presserechts der BRD (siehe Presserechtskommentar von Löffler, I, S. 97, 651 und 684 sowie BGHZ 13, 334; 15, 255) in der „Zeit“ v. 30. 9. 1974 erfolgte Briefveröffentlichung nicht mit aufgenommen hatte, lautet:
Sehr geehrter Herr Kollege Habermas!
Dank für Ihre Zeilen vom 22.1. Das Interesse am kommenden X.lnternationalen Hegel-Kongreß freut.
Der Teilnahmewunsch kann natürlich erfüllt werden, wirft aber einige ganz schwierige Probleme auf. Es wäre über diese zu sprechen. Das anliegende Rundschreiben kann als überholt betrachtet werden. Nur zur Vor-Orientierung: wir haben die Referatsliste mit 200 aktiven Referenten und etwa 600 Kongreßteilnehmern abgeschlossen. Es muß aber für die sowjetischen Freunde alles rechtzeitig und eingehend durchorganisiert sein.
Deshalb ist mit der Aufstellung des endgültigen Planes Eile geboten. Wie denken Sie sich Ihre Teilnahme? Einzelreferat mit anschließender Diskussion? Vielleicht, vielleicht ginge das an einem Abend, den wir freimachen müßten. Ihr Thema müßte sehr bald bekannt sein, damit ich beim großen Kant-Kongreß im März mit den Kollegen der sozialistischen Staaten das alles endgültig absprechen kann.
Können wir uns nicht bald einmal sprechen? Das wäre auch wegen einiger anderen „Dinge“ wichtig. Ich bin jeden Freitag in München, d.h. trotz Alters und zahlreicher Erinnerungen des Körpers an die bösen 22 Jahre arbeite ich noch in Nürnberg und fahre jeden Freitag durch München in den Mittagsstunden. Die Innenstadt vermeide ich (es folgen Zeit- und Ortsvorschläge).
Mit freundlichen Grüßen Ihr W.R.Beyer
Die Antwort vom 1.2.1974 gab nicht Herr Habermas, sondern seine Sekretärin lnge Pethram. Hier heißt es:
„Aus Ihrem Brief vom 28.1. an Herrn Habermas ersehe ich, daß Sie mit seiner aktiven Teilnahme am Moskauer Kongreß rechnen. Es tut mir leid, wenn über die Art der Teilnahme am Kongreß ein Mißverständnis entstanden sein sollte. Herr Habermas hat lediglich die Absicht, am Moskauer Kongreß teilzunehmen, nicht aber einen Vortrag zu halten oder sonst eine aktive Rolle zu übernehmen.“
Die Briefe vom 22. 1., vom 28. 1. und vom 1. 2. 1974 sind in der Veröffentlichung vom Jürgen Habermas in der „Zeit“ nicht enthalten.
Salzburg/Nürnberg, den 23.April 1975
(gez.) Wilhelm Raimund Beyer
Um den Teilnehmer- und Themenkreis jener Tagung zu illustrieren, dokumentiere ich am Ende des Artikels das Programm des Moskauer Hegel-Kongresses — ohne Habermas
Schon im Vorfeld des Kongresses und der Korrespondenz mit Habermas hatte mir Beyer über Habermas ante portas in einem Brief vom 20. Januar 1974 geschrieben, auch in Bezug auf ein Jugendforum das Erfordernis, dort philosophisch argumentierend aufzutreten und nicht nur zuzuhören, betonend: „Die konservative und reaktionäre Hegelei des Herrn Henrich […] rüstet nun mit Habermas zusammen […] zu neuen Taten. Wir müssen daher wissenschaftlich und thematisch sehr auf der Hut sein — und unseren Rang behalten und steigern.“
Am 14. Mai, meldete sich Beyer brieflich wieder, und zwar frustriert: „Die Sowjets haben eine Haltung, die ich einfach nicht verstehe. Möglichst wenig Leute, keine Jugend, keine Diskussionen. Dazu musste ich ganz alleine kämpfen, gab aber nicht nach. Es ist nervenaufreibend. Ich gehe ab 5. Juni nun in ein Herz-Bad, um mich für den Kongress zu stärken.“
Später erzählte mir Beyer, wie er in seinem Appartement mit dem deprimierten Louis Althusser, seinerzeit eine Berühmtheit des „westlichen“ Marxismus, Krisengespräch wegen des Moskauer Kongresses führen mußte. In dessen postum erschienenen Autobiografie L’avenir dure longtemps steht zum Moskau-Erlebnis: „C’est dans ces années (1974) que j’eus l’occasion d’un voyage à Moscou pour un Congrès international de philosophie hégélienne. Je ne parus au Congrès que pour ma communication, qu’on avait réservée pour la séance finale dans l’immense salle des cérémonies. J’y parlai du jeune Marx et des raisons profondes de son évolution. À la fin de ma communication, dont la Pravda devait rendre compte… à l’avance, ce fut le silence officiel, mais quelques étudiants restèrent dans la salle et vinrent me poser des questions: qu’est-ce que le prolétariat ? qu’est-ce que la lutte des classes ? Manifestement, ils ne comprenaient pas qu’on en parlât. J’en fus stupéfait, mais devais aisément le comprendre. Je le compris car, pendant ces huit jours où je ne fréquentais pas le Congrès, mon très cher ami Merab, un Géorgien philosophe de génie qui n’aurait jamais voulu quitter l’Urss comme son ami Zinoviev le fit («car là au moins on y voit les choses à nu, et sans fard») me fit connaître une bonne centaine de Soviétiques de toutes conditions, qui me parlèrent et de leur pays et des conditions matérielles politiques et intellectuelles d’existence, et je compris infiniment de choses, que tout ce que j’ai depuis pu lire desérieux sur l’Urss m’a confirmé. […] Évidemment, je trouvai en Urss un véritable désert philosophique. Mes livres y avaient été traduits, comme tout ce qui paraît à l’étranger, mais rangés dans le triple enfer » des bibliothèques, seulement pour hauts spécialistes politiquement sûrs. Et quand le Doyen de la Faculté de philosophie m’accompagna à l’aérodrome de Moscou, tout ce qu’il trouva à me dire fut: « Salue bien pour moi les petites femmes de Paris!!»
Wenige Jahre nach dem Moskauer Kongress veröffentlichte der Marburger Philosophieprofessor Burkhard Tuschling ein leider wenig beachtetes, knapp 500 Seiten starkes Buch über Habermas, indem er minutiös, chronologisch an den Veröffentlichungen von Habermas nachwies, daß sie nicht nur fragwürdige Schlußfolgerungen, sondern bereits fehlerhafte Rezeption anderer Denker eignet.
So zeigt er zum Habermas-Aufsatz Arbeit und Interaktion. Bemerkungen zu Hegels Jenenser ‚Philosophie des Geistes‘: „Habermas unterstellt Hegel Begriffe und Probleme, die Begriffen, Positionen und Ergebnissen der Jenenser Geistesphilosophie in beiden Fassungen (wie der Hegelschen Philosophie überhaupt) in fundamentalen Punkten widersprechen. Prinzipiell dasselbe gilt gilt für die Ausführungen über Marx im Schlußabschnitt des Aufsatzes.“ Und zur als Klassiker geltenden Habilitationsschrift Strukturwandel der Öffentlichkeit zeigte Tuschling, daß „‚die bürgerliche Gesellschaft‘ die ‚Idee‘, die sie Habermas zufolge ‚von sich‘ gehabt haben soll (…), nicht gehabt hat“.
Auch in Frankfurt am Main begegneten einem im Dunstkreis der Frankfurter Schule immer wieder Studenten, die ihr Erweckungserlebnis hatten, wenn sie bis zu den Quellen hinabstiegen: das hat Talcott Parson doch gar nicht so geschrieben, wie ich das von Habermas kannte…
Tuschlings Buch kannte Beyer als er, nach seinem Bruch mit der DDR und seinem Ausscheiden aus der dortigen Akademie der Wissenschaften (Hegelianer im Streit, F.A.Z. vom 3. Juni 1981), in seinem letzten Buch als Freibeuter in hegelschen Gefilden (Frankfurt/M. 1983) schilderte, wie ost-und westdeutsche Kommunisten beim Moskauer Hegel-Kongreß versucht hatten, ihn als Vorsitzenden der IHG in der Lomonossow-Universität zu desavouierten und zu entmachten.
PROGRAMM
X.INTERNATIONALER HEGEL-KONGRESS
(26.-31. August 1974)
Moskau, Lomonossow-Universität
Montag, den 26. August 1974 9.15–12.00 Uhr
Eröffnungssitzung
Begrüßungsansprachen:
Wilhelm Raimund Beyer — Salzburg/Nürnberg 1. Vorstand der Internationalen Hegel-Gesellschaft
P. N. Fedossejew — Moskau Vizepräsident der Akademie der Wissenschaften der UdSSR
R. V. Chochlov — Moskau Rektor der Lomonossow-Universität
Vorträge:
P. M. Kredow — Moskau: Die historischen Schicksale der Hegelschen Dialektik
Manfred Buhr — Berlin: Die Kraft der materialistischen Dialektik
14.15–17.00 Uhr
Plenarsitzung Leitung: Dusan Nedeljkovic — Beograd
Referate:
Ivan Soll — Madison (USA): Dialektik und Denkgesetze
W. G. Doniela — New South Wales (Australien): Movement, Continuity, Contradiction
Claude Bruaire — Paris: L’esprit absolu et la dialectique
Keisuke Hanada — Sapporo (Japan): Philosophische Probleme der Dialektik
Kuon Boey — Antwerpen: Le moyen terme dans la dialectique hégélienne
Ansgar Klein — Buenos Aires: Die Neue Welt in Hegels Geschichtsphilosophie und die Dialektik der Ungleichzeitigkeit
18.15 Uhr
Kranzniederlegung der Vorstandschaft am Mausoleum Lenins.
19.30 Uhr
Abendtreffen der Teilnehmer im Hotel Rossija.
Ab Dienstag, dem 27. 8., wird der Kongreß in vier Sektionssitzungen arbeiten. Leiter der Sektionssitzungen: I. Sektion S. N. Marejew — Moskau, stellv. Christa Lange — Marburg; II. Sektion J. Rosowskaja — Moskau, stellv. Dieter Fix — Marburg; III. Sektion N. Stepanow — Moskau, stellv. Camilla Warnke — Berlin; IV. Sektion W. Lasarew — Moskau, stellv. Raimund Ernst — Münster.
Dienstag, den 27. August 1974, vormittags 9.15 Uhr
Sektion I:
Johann Ludwig Döderlein — München: Die Dialektik des Für-sich-Seins
M. A. Lifschitz — Moskau: Das Sein-für-andere in Hegels Logik
Wemer Becker — Frankfurt am Main: Dialektische Methode und der Sachverhalt der Entfremdung
Alessandro Mazzone — Rom: Die dialektische Kategorie des „Für uns“ in der Hegeischen Phänomenologie
J. S. Narski — Moskau: Die Dialektik des Verstandes und der Entfremdung in Hegels Philosophie
Janusz Kuczynski — Warschau: Homo creator: Abriß der Dialektik des Menschen (bei Hegel und Marx)
Ludwig Siep — Freiburg im Br.: Die Dialektik der Anerkennung bei Hegel
Rudolf v. Gumppenberg — Salzburg: Die Dialektik von Freiheit und Toleranz
Sektion II:
Eduardo Chitas — Genf (früher Lissabon): Sur les origines de la methode dialectique de Hegel
Heinz Kimmerle — Bochum: Zur Entstehungsgeschichte der Hegelschen Dialektik
A. W. Gulyga — Moskau: Der junge Hegel. Zur Entstehung seiner Dialektik-Konzeption
Hermann Lübbe — Zürich: Begriffsgeschichte als dialektischer Prozeß
Werner Hartkopf — Berlin (West): Der Durchbruch zur Dialektik in Hegels Denken
Gentscho Dontschew — Sofia: Dialektik im Frühwerk Hegels
Walter Zimmerli — Zürich: Zur frühen Realdialektik Hegels
M. I. Tschelidze — Tbilissi: Dialektik in Hegels Philosophiegeschichte
Sektion III:
Pramod Talgeri — New Delhi (Indien): Dialektik in der Kunst
Wolfhart Henckmann — München: Zwei Formen der Dialektik in Hegels Ästhetik
Volker Gransow — Berlin (West): Dialektik und Kultur
M. F. Owsjannlkow — Moskau: Die Entwicklungsidee in der Ästhetik Hegels
Irena Abrahamovicova — Prag: Zu Hegels Kritik der Romantik
André Gisselbrecht — Paris: Dialektische Züge der Realismustheorie in der Literatur
Ursula Apitzsch / Berthold Hinz — Frankfurt am Main: Dialektische Züge zwischen Hegels Kunsturteil und dem System der Philosophie
Manon Maren-Griesebach — Hamburg: Weiterentwicklung der Form-Inhalt-Dialektik für die Literatur
Sektion IV:
Carl Ulmer — Wien: Die Dialektik von Macht und Eigentum als Kern der Hegelschen Philosophie
Herbert Steininger — Berlin: Dialektik und Gesellschaftswissenschaft
Stefan Angelov — Sofia: Dialektik, Recht, Moral
Shlomo Avineri — Jerusalem: Dialektik: Hegels Erfassung der bürgerlichen Gesellschaft
Johannes Henrich v. Heiseler — Frankfurt am Main: Zur Dialektik von Theorie und Geschichte. Bemerkungen zu einer aktuellen Diskussion
Bernd P. Löwe — Berlin: Die Dialektik des Politischen
Eduard Rabofsky — Wien: Dialektische Beziehungen zwischen Arbeit und Arbeitsrecht
Ida Vas — Budapest: Die menschliche Arbeit als Grundlage der dialektischen Methode bei Hegel
Dienstag, den 27. August 1974, nachmittags 14.15 Uhr
Sektion I:
Walter Kaufmann — Princeton (USA): Was Hegel wirklich über Dialektik sagte
W. A. Lektorskji — Moskau: Die Dialektik von Objekt und Subjekt
Joachim Christian Horn — Regensburg: Die absolute Dialektik des Absoluten
Camilla Warnke — Berlin: Relativismus statt Dialektik?
W. A. Pogosjan — Jerewan: Fehlinterpretationen der Hegelischen Dialektik
Lew Hanzel — Bratislava: Zur Geschichtsdialektik
W. Sch. Kelle — Moskau: Die Dialektik von Einheit und Mannigfaltigkeit (bei Hegel)
Sektion II:
Sawa Ganowski — Sofia: Hegel und die Geschichte der philosophischen Wissenschaft
Wemer Flach — Würzburg: Dialektik und Geschichte der philosophischen Erkenntnis
Hans Jörg Sandkühler — Bremen.: Das historische Prinzip der Leninschen dialektischen Logik
Jürgen Gebhardt — Bochum: Die Politik der Dialektik: Spekulation und Ökumene im Denken Hegels
W. Palacz — Warschau: Zur Dialektik der Geschichte
Kai von Fieandt — Helsinki: Die Psychologie von Snellmann — ein nordisches Erbe der Hegelschen Methodik
Jan Vogeler — Moskau: Zu neuen Hegel-Interpretationen
Sektion III:
Arno Baruzzi — München: Hegel über den Materialismus der französischen Philosophie
A. S. Losew — Moskau: Hegel und die Philosophie des Platonismus
Guy Besse — Paris: Sur quelques aspects dialectiques de la pensée de Rousseau
Jakob Barion — Bonn: Frühe Kritiker der Hegelschen Dialektik
Joseph A. Bracken — Mundelein (USA): Die Dialektik des Positiven und des Negativen in Schellings Spätphilosophie im Lichte der Hegelkritik
Avraham Yassour — Haifa: Der Einfluß des Hegeischen Begriffs der Negativität auf Bakunins Anarchismus
Dieter Bergner — Halle: Erscheinungsformen und Motive subjektivistischer Hegelkritik
Sektion IV:
Felix Ermacora — Wien: Ist Dialektik in der bürgerlichen Rechtswissenschaft möglich?
D. A. -Kerimow — Moskau: Hegels Auffassung des Willens und das Wesen des Rechts
Klaus Grimmer -Kassel: Zur Dialektik von Staatsverfassung und Gesellschaftsordnung
Karl Heinz Ilting — Saarbrücken: Zur Dialektik in der Rechtswissenschaft
Karl A. Mollnau — Berlin: Recht und Revolution
Bela Veszi — Budapest: Die Dialektik des Politikbegriffs
Gerhard Haney — Jena: Dialektik -Staat -Gesellschaft
Dienstagabend: Voraussichtlich Empfang der Akademie der Wissenschaft der UdSSR. Möglicherweise findet der Empfang bereits am Montagabend statt. Einladung wird am Kongreß ergehen.
Mittwoch, den 28. August 1974, vormittags 9.15 Uhr
Sektion I:
M. M. Rosenthal — Moskau: Das Problem des Widerspruchs
Dieter Henrich — Heidelberg: Typen der Negation in Hegels Logik
Jiri Cerny — Prag: Zum Problem einer negativen Dialektik
Wolfgang Bonsiepen — Bochum: Dialektik und Negativität in der Phänomenologie des Geistes
Milan Soska — Prag: Der Widerspruchsbegriff
Wolfgang Eichhorn — Berlin: Zum Problem des Widerspruchs
Günter Kröber — Berlin: Negation und Wissenschaftsentwicklung
N. Stachowski — Bukarest: La négation hégélienne et la pensée contemporaine
Sektion II:
Rüdiger Bubner — Frankfurt am Main: Die Struktur einer dialektischen Logik
A. A. Sorokin — Moskau: Hegels Logik und die Logik des „Kapital“
A. F. Bogomolow — Moskau: Der Begriff der Entwicklung in Hegels Logik
Rolf Ahlers — New York: The end of history as the end of dialectics
Gligorije Zajecaranovice — Nisch: Dialektik und Logik in der Philosophie Hegels
Jndrich Zeleny — Prag: Zum dialektischen Zusammenhang des Logischen und Historischen
Peter Günter — Zürich: Vernunft wird Geist. Zur phänomenologischen Negation der Differenz von absolutem Idealismus und historischem Materialismus
Friedemann Grenz — Hamburg: Differenzierungen im Begriff der dialektischen Negation
Sektion III:
Martin Kriele — Köln: Eine dialektische Theorie der Demokratie
Adrien Peperzak — Utrecht: Ethik und Politik. Ein dialektisches Verhältnis
Jaroslaw Kudrna — Brünn: Zur Dialektik des Allgemeinen und Besonderen bei der Deutung politischer Phänomene
Karl Heinz Röder -Berlin: Bürgerlicher Staat und Transformation der bürgerlichen Gesellschaft
Klaus Ekkehardt Bärsch — Duisburg: Staat als spezifische Qualität der Gesellschaft
Karol Bal — Wroclaw: Versuch einer Interpretation der Hegeischen Begriffe Reformation und Revolution
Solange Mercier-Josa — Paris: Die dialektische Methode in Hegels System der Sittlichkeit und im Naturrechtsaufsatz
Peter N. Popow — Sofia: Dialektik des politisch-rechtlichen Bewußtseins
Sektion IV:
M. B. Mitin — Moskau: Die Geschichtsdialektik Hegels und die Gegenwart
Jacques d’Hondt — Poitiers: Dogmatische und dialektische Kritik
Andras Gedö — Budapest: Dialektik — Vernunft — Kritik
Theodor F. Geraets — Ottawa: Dialectique et interrogation
Harald Schliwa — Berlin: Vernunft und Geschichte
Pawel Apostol — Bukarest: Structures dialectiques et nondialectiques chez Hegel
Christos Axelos — Hamburg: Das Verhältnis des antagonistischen Elements in der Dialektik zum entelechialen
N. W. Pilipenko — Moskau: Zufall und Notwendigkeit
Mittwoch, den 28. August 1974, nachmittags 14.15 Uhr
Sektion I:
Franz Denk — Erlangen/Nürnberg: Der dialektische Prozeß des schöpferischen Erfindens
Josef Simon — Tübingen: Die Verkehrung der Meinung
Erhard Albrecht — Greifswald: Wort und Aussage
Daniel J. Cook — New York: Hegel and Marx on Language and Dialectic
E. W. IIjenkow — Moskau: Denken und Sprache in Hegels dialektischer Logik
Erhard Lange — Jena: Hegels Kritik des Utopismus
F. N. Momschian — Moskau: Die Fortschrittsidee bei Hegel
Sektion II:
Robert Spaemann — MünchenlSalzburg: Naturdialektik und Teleologie
Manfred Riedel — Erlangen: Teleologie und historische Dialektik. Zur Methodik der Geschichtsdeutung bei Kant und Hegel
Philippe Muller — Neuchâtel: Theorie de la nature et sciences chez Kant et Hegel
M. J. Petry — Bochum: Hegel Dialectic and the natural science
Vlastimir Djakovic — Beograd: Zur dialektischen Methode in Hegels Enzyklopädie
P. S. Dyschlewoj — Kiew: Die Naturphilosophie Hegels und das zeitnahe physikalische Weltbild
Sektion III:
Nedelka Mihova — Sofia: Die Kategorien der Dialektik bei Hegel
Vera Wrona — Berlin: Dialektik und Vernunft
Wolfgang Schirmacher — Hamburg: Methodische Probleme der Hegeischen Dialektik (Schritt oder Sprung?)
L. K. Naumenko — Moskau: Hegels Dialektik im Lichte einer Systemanalyse
Edna Kryger — Tel Aviv: Identität, dialektisch durchleuchtet
Reinhard Heede — Bochum: Die Dialektik des spekulativen Satzes
G. A. Kursanow — Moskau: Der dialektische Charakter der Wahrheitstheorien
Sektion IV:
Lucien Sève — Paris: La lutte des classes et le renversement marxiste de la dialectique hégélienne
Erich Hahn — Berlin: Dialektik und Klassenbewußtsein
Karl Heinz Schöneburg -Berlin: Dialektik — Mensch — Staat
Zbigniev Kuderowicz — Krakau: Hegels Dialektik der Freiheit
Wolfgang Weichelt — Berlin: Dialektik von Staatsverfassung und Gesellschaftsentwicklung im Sozialismus
S. F. Odujew — Moskau: Dialektik von Freiheit und Notwendigkeit. Paradoxien des Weltgeistes
W. S. Nersesjanz — Moskau: Dialektik des Rechts
Abends: 20.00 bis 21.45 Uhr
Diskussion zum Satz: L’homme — c’est le monde de I’homme — Leitung und Einführungsworte: Lucien Sève — Paris
Donnerstag, den 29. August 1974, vormittags 9.15 Uhr
Sektion I:
Michael Theunissen — Heidelberg: Der dialektische Widerspruch als Krise der Macht
L. Bruno Puntel — München: Hegels Wissenschaft der Logik und die Idee der Dialektik: eine neue Sicht eines alten Problems
Sch. Abdilin — Alma Ata: Die Konkretheit des Begriffs
Andries Sarlemijn — Eindhoven: Formalisierte Logik und Dialektik
Friedrich Fulda — Heidelberg: Dialektik als Darstellungsmethode (im „Kapital“ von Marx)
C. J. Gulian — Bukarest: Dialectique de l’action et de l’élévation chez Hegel
Kurt Weisshaupt — Zürich: Zur Dialektik des Sollens in Hegels Wissenschaft der Logik
Katalin G. Havas — Budapest: Hegelsche Dialektik und moderne Logik
Sektion II:
Vladimir Ruml — Prag: Die antidialektische Denkweise im Positivismus
George L. Kline — Bryn Mawr (USA): Begriff und Kongreszens
Helmut Arnaszus — Berlin (West): Wissenschaftstheorie ohne Dialektik (K. R. Poppers Hegelverständnis und sein objektiver Idealismus)
E. P. Sitkowski — Moskau: Die Dialektik des Prozesses der Notwendigkeit
Wolf Dietrich Schmied-Kowarzik — Kassel: Die Dialektik der Philosopie gegenüber der Praxis
Hermann Ley — Berlin: Fließende Kategorien
Miodrag Cekic — Beograd: Fragmente über die Dialektik
Pantscho Russew — Sofia: Dialektische Fragen der Widerspiegelungstheorie
Sektion III:
M. T. Jowtschuk — Moskau: Hegels Dialektik und der Marxismus in Rußland Ende des 19. Jahrhunderts
Pietro de Vitiis — Parma: L’interpretazione heideggeriana di dialettica hegeliana
J. L. Vieillard-Baron — Tours: Comment Hegel comprend-il la dialectique platonicienne, et quelles en sont les conséquences pour la philosophie et pour la philosophie actuelle?
Elmar Treptow — München: Bruno Bauers Umformung der Hegelschen Dialektik
Tadäus Pluzanski — Warschau: Die Dialektik in der Hegelinterpretation Lenins
W. N. A. Klever — Amsterdam: Dialektik contra Axiomatik. Hegel und Spinoza
Michael Batschwarow — Sofia: Geschichtsdialektik zwischen Kultur und Philosophie
Laszlo Erdei — Budapest: Die aristotelische Widerspruchsauffassung
Sektion IV:
Hans Martin Sass — Bochum: Die Emanzipation des Dialektikbegriffs von Marx aus der Interpretation, die Bruno Bauer und die „Freien“ der Hegelschen Dialektik gaben
N. Bellu — Bukarest: L’éthique chez Hegel et sa valorisation critique chez Marx
Rafael de Vega — Gießen: Die Rolle des Linkshegelianismus der 20er und 30er Jahre für die marxistische Dialektik
Ryszard Panasiuk — Lodz: La modification critique de la notion hégélienne l’Aufhebung par les Hégéliens de Gauche et par jeune Marx
Angela Siclari — Parma: Hegel nel pensiero di A. S. Chomjakow
Ute Guzzoni — Freiburg im Br.: Hegels „Unwahrheit“. Zu Adornos Hegel-Kritik
Robert Steigerwald — Frankfurt am Main: Was für einen Typ von Dialektik entwickelt der Maoismus?
Nicolao Merker — Messina/Rom: Hegelsche Dialektik und deutsche Misere
Donnerstag den 29. August 1974, nachmittags 14.15 Uhr
Sektion I:
Huszar Vilmos — Bukarest: La decomposition de la structure de l’action morale
Wim van Dooren — Utrecht: Ethik und Dialektik bei Hegel
N. W. Motroschilowa — Moskau: Die sozialhistorische Bedingtheit der Hegelschen Dialektik
Jakub Netopilik — Prag: Gut und Böse bei Hegel
Lopez Calera — Granada: Die Ehe in Hegels Rechtsphilosophie
W. A. Tumanow — Moskau: Hegel und die zeitgenössische bürgerliche Rechtsphilosophie
M. A. Kissel — Leningrad: Hegels Konzeption des Staates und die inneren Grenzen einer spekulativen Dialektik
Sektion II:
Joachim Streisand — Berlin: Gibt es in der Geschichte „reine Tatsachen“ (Droysen)?
Wolfgang Sünkel — Erlangen: Dialektik zwischen Erziehung und Bildung
Gottfried Stiehler — Berlin: Das Individuum als historische Kategorie
Christof Schefold — München: Absolute Methode und Willensdialektik
Juha Manninen — Helsinki: Analysis and Synthesis in the Dialectical Method
Hans Dieter Bahr — Bremen: Zur Dialektik von Zeit und Geld. Anmerkungen zu Hegels Zeitbegriff
Ulrich Garling — Berlin (West): Einheit der Wissenschaft?
Sektion III:
P. Gauvin — Paris: Le vocabulaire des oppositions dialectiques dans la Phénomenologie de l‘esprit
Jean Theau — Ottawa: La place du nombre dans la dialectique hégélienne et dans la dialectique hamelinienne
Dusan Nedeljkovic — Beograd: La logique de Hegel et la dialectique materialiste comme systeme
Wilhelm Dantine — Wien: Hegels Kritik an der Religion des Judentums in ihrer Bedeutung für seine Religionsphilosophie
Hans Brockard — München: Subjektivität und Dialektik. Zur Bestimmung des Menschen in Hegels Religionsphilosophie
Alain Gouhier — Nancy: Dialectisation hégélienne et dialectisation marxiste du christianisme
A. F. Okulow — Moskau: Die Dialektik in Hegels Religionsphilosophie
Sektion IV:
W. P. Hütt — Talin: Zur Dialektik in der gegenwärtigen Physik
Herbert Hörz — Berlin: Das Verhältnis von Ursache und Grund bei Hegel und seine Bedeutung für die moderne Physik
Dejan Pawlow — Sofia: Die Dialektik der Mensch-Natur-Beziehung
Jndrich Pinkava — Prag: Dialektik in der chemischen Bewegungsform
M. E. Omeljanoswski — Moskau: Hegels Bewegungslehre und die moderne Physik
Michael Otte — Bielefeld: Interdisziplinarität der wissenschaftlichen Arbeit und Dialektik
Azarja Polikarov — Sofia: Empirische und theoretische Grundlagen der dialektischen Gesetze
Abends: 20.00–21.45 Uhr Diskussionen:
a) Fragen im Zusammenhang mit Hegels Phänomenologie.
Leitung: Bruno L. Puntel — München und Friedrich Fulda — Heidelberg
b) Jugendforum. Thema: Hegel in der Gegenwart.
Leitung: B. Grigorjan -Moskau und Hans Bert Reuvers — Münster. Dolmetscher: Jan Vogeler -Moskau
Freitag, den 30. August 1974, vormittags 9.15 Uhr
Sektion I:
Werner Marx — Freiburg im Br.: Die Dialektik und die Rolle des Phänomenologen
Reinhart Maurer — Stuttgart: Idealistische und materialistische Dialektik
André Doz — Paris: La dialectique hégélienne est-elle un mode de raisonnement?
Dragutin Lekovic — Beograd: Dialektik: Methode und System
MarieIe Wiengarn — Münster: Die Tragweite einer strukturalistischen Lektüre des „Kapital“ für die Konzeption einer materialistischen Dialektik
Elena Panova — Sofia: Die Identität von Logik, Dialektik und Gnoseologie
Milan Sobotka — Prag: Der Weg des Bewußtseins zur Dialektik
Josef Szigeti — Budapest: Das Hegelsche Prinzip der Identität und der Nichtidentität
Sektion II:
Gerhard Schmidt — Bonn: La menace de la dialectique ignorée
Joset Reiter — Regensburg: Schlechte Unendlichkeit und neue Welt
Boris Ziherl — Ljubljana: Zur Frage der objektiven Dialektik in der Geschichte
Dieter Wittich — Leipzig: Dialektik und Wahrheit
H. T. Engelhardt — Galveston (Texas, USA): The dialectic as Metaontological Method
Thomas J. Bole — Auburn (USA): Hegels Dialectic as the Logic of Ontology
G. M. Tripp — Berlin (West):·Dialektik und Widerspiegelung
W. I. Schinkaruk — Kiew: Die Phänomenologie des Geistes und die Theorie der Dialektik
Sektion III:
Zygmunt Jedryka — Paris: La dialectique hégélienne entre Lenine et Rousseau
Wiltried Ver Eecke — Washington: Hegels dialektische Analyse der Französischen Revolution
A. I. Wolodin — Moskau: Hegels Dialektik im Blick Tschernyschewskis
Michael Fischer — Zürich: Politische Theorie oder dialektische Rechtsphilosophie
Rolf Kirchhoff — Berlin: Dialektik und Selbstverwirklichung des Menschen
Helmut Kohlenberger — Wien: Dialektik und Phänomenologie des Freiheitsbegriffs
Milan Damnjanovic — Beograd: Immanente und transgrediente Dialektik im Denken Marxens
W. W. Davidow — Moskau: Verhältnis von Logik zu Psychologie in Hegels System
Freitag, den 30. August 1974, nachmittags 14.15 Uhr
Sektionen I-IV:
Leitung: Wolfdietrich Rasch — München
T. I. Oiserman — Moskau: Der dialektische Materialismus und das Problem der Einheit von Dialektik, Logik und Erkenntnistheorie
Tadäus Jaroszewski — Warschau: Dialektik der Arbeit
Rudolf Meyer — Zürich: Ist Dialektik definierbar?
Gotthardt Günther — Hamburg: Das Janusgesicht der Dialektik
Louis Althusser — Paris: Dialectique: Lois ou Thèses?
Abends: 20.00–21.45 Uhr
Diskussion zu Fragen der dialektischen Logik.
Leitung: Günter Kröber -Berlin
Samstag den 31. August 1974
Vormittags, Beginn 9.30 Uhr, Sitzungssaal der Sektion I
Mitgliederversammlung der Internationalen Hegel-Gesellschaft
Tagesordnung:
Bericht der Vorstandschaft über die Tätigkeit des Vereins seit dem Antwerpener Hegel-Kongreß
Probleme des „Hegel-Jahrbuchs“
Plan der Folgekongresse:
1976 Rom. Thema: Naturphilosophie
1978 Beograd. Thema: Geschichte der Philosophie
1980 Bamberg. Thema: Philosophie der Praxis
Neuwahl der Vorstandschaft
Verschiedenes